Was macht ein Young Carer?
Young Carer sind Kinder und Jugendliche, welche sich mehr als 20 Stunden pro Woche unbezahlt um Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn und andere pflegerisch kümmern. Desweiteren ist die Zahl der pflegenden Kinder, die weniger als 20 Stunden pro Woche ihre Angehörigen unterstützen, geschätzt viermal so hoch.
Zahlen & Fakten über Young Carer in Deutschland
480.000 Kinder und Jugendliche sind in Deutschland aktiv in der häuslichen Pflege tätig (vergl. Metzing 2019 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Pflege/Berichte/Abschlussbericht_KinderundJugendlichepflegAngeh.pdf Seite 41).
19,6 % aller befragten Kinder und Jugendliche gaben an, dass ein Angehöriger krankheitsbedingt Hilfe benötigt. In knapp zwei Drittel dieser Fälle helfen die Kinder und Jugendlichen bei der Versorgung durch:
Tätigkeiten:
(1) Hilfe im Haushalt (z.B. aufräumen, saubermachen, putzen, Essen zubereiten,
Wäsche machen, Schweres tragen, Einkaufen, sonstige Erledigungen),
(2) bei der Medikamenteneinnahme (z.B. Tabletten, Zäpfchen oder Spritzen richten/ anreichen/verabreichen)
Helfer: Prävalenz 7%
zusätzlich zu o.g. Tätigkeiten:
(3) bei der Mobilisation (z.B. stehen, hinsetzen, hinlegen, laufen, Rollstuhl
schieben, Treppen gehen, im Bett drehen)
(4) beim an- u. ausziehen (z.B. Schuhe, Strümpfe, Hose, Gürtel, Rock/Kleid,
Hemd, Pullover, Jacke, Reißverschluss zumachen),
(5) bei der Körperpflege (z.B. waschen, baden, duschen),
(6) bei der Ernährung (z.B. Trinken oder Essen auf dem Teller klein schneiden,
anreichen, beim Essen helfen, Sondenkost vorbereiten und anhängen) und/oder
(7) bei der Intimpflege (z.B. zur Toilette begleiten, dabei bleiben, beim Katheter helfen, Urinbeutel ausleeren, Windeln wechseln).
Young-Carer: Prävalenz 6,1%
Weitere Studien über Young Carer & Kinder kranker Eltern:
ZQP Report 2017 Junge Pflegende – Zentrum für Qualität in der Pflege
https://www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP_2017_Report_JungePflegende.pdf
Politische Forderungen
§38 SGB V Haushaltshilfe:
Eine Haushaltshilfe auch bei ambulanter Behandlung lebensbedrohlicher Krankheiten (Dialyse oder Chemotherapie) für Kinder von 0-12 Jahren
Pflege:
Bei der Berechnung des Pflegegrades muss ein Erziehungsauftrag im Punktesystem gewürdigt werden, für pflegebedrüftige Eltern mit Kindern von 0-12 Jahren
Schnelleinstufung auch bei häuslicher Pflege ohne Pflegedienst, wenn der Pflegebedürftige schulpflichtige oder jüngere Kinder hat.
Schule:
Sensibilisierung durch Informationen im Unterricht oder in Vertretungsstunden über Krankheitsbewältigung in der Familie (egal ob Kinder kranker Eltern, suchtkranker Eltern, psychisch kranker Eltern, kranker Geschwister, Großeltern o.ä.).
Notfallversorgung:
Bei Akutfällen muss eine zeitnahe psychologische Intervention im Rahmen der kindlichen Selbstständigkeit erreichbar sein.
Sensibilisierung von Entscheiungsträgern:
Krankenkassen, Schulen, Gemeinden, Beratungsstellen
Alle Kinder brauchen die gleichen Rahmenbedingungen:
1. Gesundheit – wir möchten, dass Kinder kranker Eltern mit einem gesunden Körper und einer gesunden Seele aufwachsen können
2. Sicherheit – wir möchten, dass Kinder kranker Eltern und Jugendliche frei von Schaden, Angst, Vorurteilen und Mobbing aufwachsen können
3. Spielen & Lernen – wir möchten, dass Kinder kranker Eltern ihre Kindheit leben können, Selbstvertrauen entwickeln können und sich über ihre Erfahrungen freuen können
4. Zuversicht – wir möchten, dass alle Kinder zuversichtlich und mutig in ihre Zukunft schreiten können
5. Erreiche deinen persönlichen Wohlstand – wir möchten, dass sich Young-Carer selbst so weiterentwickeln können, dass sie ihre Wünsche, ihre familiären Bedürfnisse und gesellschaftlichen Verpflichtungen eines Tages verantwortungsvoll als Erwachsener definieren und erfüllen können.
Die Grundbedürfnisse von Kinder aus der Sicht der Young Carer.
Was brauchen Young Carer, welche Hürden und Probleme haben sie zu überwinden? Wie verbindet man das mit der möglichen Hilfe und Unterstützung?
1. Bleibe Gesund – wir möchten, dass unsere Kinder mit einem gesunden Körper und einer gesunden Seele aufwachsen können
Das bedeutet eine effektive und kulturunabhängige medizinische Versorgung für alle Kinder, Jugendliche und deren Familien, besonders für medizinische Risikogruppen. Prävention und Früherkennung sind genauso ein wichtiger Teil der Gesundheitsfürsorge.
Warum Young Carer oft krank werden können
Erfahrungswerte haben gezeigt, dass Young Carers für einige körperliche und psychische Beschwerden anfällig sind:
– Schlafstörungen
– Stress und ständige Sorge
– Rückenprobleme durch ständig schweres Heben
– Trauer
– Mangelnde Möglichkeiten an Sport- oder Freizeitaktivitäten teilzunehmen
– Große Ängste ein Familiengeheimnis zu verraten, z.B. wenn die Pflege durch Substanzmittelgebrauch nötig wird oder schweren Krankheiten wie Krebs.
Wir wünschen uns: Das die Gesundheit von Young Carers mehr unterstützt wird, z.B. durch Gutscheine für Freizeitmöglichkeiten in der Stadt oder dem Landkreis
Unsere gesellschaftliche Unterstützung: Wir müssen Young Carer unterstützen und ermutigen, diese Angebote auch anzunehmen. Wir müssen das Gespräch zu Young Carern suchen, um sicherstellen zu können, dass die kostenlos angebotenen Freizeitaktivitäten auch deren Bedürfnisse erfüllen. Daraus können wir auch ein Verständnis über das Alter und die Aufgabenbereiche der Young Carer gewinnen.
2. Du bist sicher – wir möchten, dass unsere Kinder und Jugendlichen frei von Schaden, Angst und Vorurteilen aufwachsen könnenDas bedeutet, dass wir als Gesellschaft unsere Kinder effektiver vor den Risiken, Sorgen und Vernachlässigung schützen, Beteiligung der Kinder an Straftaten sowohl als Täter als auch als Opfer und unsere Kinder vor Mobbilg und Belästigungen schützen.
Warum Young Carer oft nicht sicher sind
– Young Carers möchten oft nicht als solche identifiziert werden, da es zu viele Vorurteile oder herablassende Kommentare gibt
– In Familien, welche Betreuungs- oder Entlastungsleistungen ablehnen, brauchen Young Carer mehr Unterstützung als andere
– Young Carer übernehmen oft zu früh regelmäßig für ihr Alter gefährliche Dinge: Kochen, Kinderbetreuung, Dosierung von Medikamenten
– In einigen Haushalten, z.B. in denen Drogen konsumiert werden, sind die Kinder oft schon in jungen Jahren den Auswirkungen des Drogenkonsums ausgesetzt. Oft leben sie in chaotischen Familienzuständen.
Wir wünschen uns: Ein Projekt zur Unterstützung der psychischen Gesundheit, welches sich an Kinder kranker Eltern richtet. Viele dieser Kinder sind Young Carer. Das Projekt soll die psychische Gesundheit der Kinder unterstützen und die Kinder angemessen beraten.
Unsere gesellschaftliche Unterstützung: In Schulen muss weiterhin ein Bewusstsein gegen Drogen geschaffen werden. Auch hier ist es wichtig über die Young Carer aufzuklären.
3. Spiele und lerne – wir möchten, dass unsere Kinder ihre Kindheit leben können, Selbstvertrauen entwickeln können und sich über ihre Erfahrungen freuen könnenDas bedeutet, dass unser Bewusstsein von einer qualitativ hochwertigen Versorgung von Kindern, Jugendlichen und deren Familien weiter ausgebaut werden muss: Erstklassige Schulen und ein ausgezeichnetes Angebot an Freizeit-, Spiel-, Lern- und Kulturmöglichkeiten.
Gründe warum Young Carer nicht immer spielen und lernen können:
– Schulschwänzen oder regelmäiges Zuspätkommen aufgrund der Pflegesituation
– Wenig Zeit zum Lernen und keine Zeit für besondere Zusatzfächer und Prüfungen
– Eltern haben Schwierigkeiten an Elternabenden und schulischen Veranstaltungen teilzunehmen
– Young Carer haben Schwierigkeiten an schulischen Veranstaltungen teilzunehmen, sozialen Veranstatlungen, Klassenfahrten und Wahlfächern
– Young Carer werden nicht immer dazu ermutigt ihre schulische Laufbahn weiter fortzusetzen aufgrund der seltenen oder schlechten Teilnahme am schulischen Geschehen oder fehlender familiärer Unterstützung
Wir wünschen uns: kostenlose und frei zugängliche PowerPoint Präsentationen für den schulischen Unterricht, um ein Bewusstsein der Nöte von Young Carern zu schaffen und Young Carern auf spezielle Hilfsangebote aufmerksam machen zu können.
Unsere gesellschaftliche Unterstützung: Wir müssen weiterhin sicherstellen können, dass Kinder mit schlechten Startchancen wie die Young Carer von gut geschulten Beratern informiert und unterstützt werden.
4. Sei voller Zuversicht – wir möchten, dass alle Kinder zuversichtlich und mutig in ihre Zukunft schreiten könnenDas bedeutet, dass wir weiterhin junge Menschen für konstruktive und gesetzeskonforme Aktivitäten gewinnen müssen und alle Kinder, Jugendliche und Familien aller Gesellschaftsschichten und Kulturkreise einbeziehen müssen. Wir müssen Ehrenamtliche und Young Carer zusammen ins Gespräch bringen, um geeignete Entscheidungen und Strategien entwickeln zu können.
Gründe warum Young Carer nicht immer zuversichtlich in die Zukunft schauen:
– Die Meinungen und Ansichten von Young Carern werden oft übersehen
– Young Carer haben sich oft damit abgefunden zu Hause bleiben zu müssen anstatt ihre Chancen nutzen zu können oder dafür zu kämpfen
– Mangelndes Bewusstsein der Young Carer welche Unterstützungsmöglichkeiten es für sie gibt
Wir wünschen uns: Young Carer müssen mehr unterstützt und motiviert werden, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und ihre eigenen Wege zu gehen. Es sollte eine Fachgruppe von Young Carern eigerichtet werden, die zusammen mit Politikern, Städten und Verbänden passende Hilfsmöglichkeiten erarbeiten können.
Unsere gesellschaftliche Unterstützung: Wir müssen sicherstellen, dass Young Carers in allen Kinder- Jugend- und Familienberatungseinrichtungen vertreten sind.
5. Erreiche deinen persönlichen Wohlstand – wir möchten, dass sich unsere Kinder selbst weiterentwickeln können. Und ihre Wünsche, ihre familiären Bedürfnisse und gesellschaftlichen Verpflichtungen eines Tages verantwortungsvoll als Erwachsener erfüllen können.Das bedeutet, dass mehr Möglichkeiten für Betreuung, Bildung und Ausbildung für unsere jungen Menschen gewährleistet sein müsssen, damit ihnen der Zugang zu globalen Märkten offen steht. Dies ist in der aktuellen Wirtschaftslage wichtiger denn je.
Gründe warum Young Carer nicht immer im Wohlstand leben
– Oft sind die Familien der Young Carer von Arbeitslosigkeit (durch Krankheit) betroffen
– Das Haushaltseinkommen der Familie kann durch die Krankheit eingeschränkt sein
– Young Carer verlassen oft die Schule ohne ihre kompletten schulischen oder intellektuellen Fähigkeiten ausgenutzt zu haben
– Oft fehlt es Young Carern an Unterstützung, Zuspruch, Motivation anderer die schulische Laufbahn weiter zu gehen
– Young Carer können später als Erwachsene nur eingeschränkte Wahlmöglichkeiten haben
– Verantwortlichkeiten können bis ins Erwachsenenalter fortbestehen.
– Young Carers mit Betreuungsaufgaben müssen oft mit dem Vorurteil leben, dass sie ein schlechteres Leben führen
– Young Carer scheinen später ein schlechteres Einkommen erreichen zu können. Somit haben sie später weniger finanzielle Möglichkeiten oder sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen.
Wir wünschen uns: Young Carer benötigen einen besseren Zugang zu Heimstudienkursen und Fernlehrgängen, in denen sie auch zu Hause zu unabhängigen Zeiten lernen können.
Unsere gesellschaftliche Unterstützung: Wir müssen mehr auf die besonderen Bedürfnisse der Young Carer achten, denn sie beweisen bereits in jungen Jahren enorme soziale Fähigkeiten. Gerade diesem Personenkreis sollten wir die Möglichkeit geben sich zu Fach- und Führungskräften weiterentwickeln zu dürfen.
mehr über Kinder kranker Eltern
Kinder kranker Eltern
Kinder kranker Eltern haben es nicht leicht: Werden Mutter oder Vater schwer körperlich oder psychisch krank, benötigen die Eltern oft selbst Hilfe. Das ist für minderjährige Kinder natürlich eine besonders schwere psychische Belastung, denn plötzlich werden Mama oder Papa anders, verlieren ihre Fröhlichkeit oder wertvolle Zeit zum Spielen. Was bleibt dem Kind kranker Eltern anderes übrig, als sich in der Sorge um seine Eltern und der unbewussten Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit zu versuchen, zu helfen. Kinder kranker Eltern übernehmen oft Aufgaben, die noch zu gefährlich sind oder Rollen, denen sie noch nicht gewachsen sind. Denn Sie sind selbst noch Kinder, die Liebe, Zuwendung und Fürsorge benötigen.
Kinder kranker Eltern pflegen oft unbewusst
Allein zu Hause bei Mama oder Papa. Nach der Schule Fußballspielen, in Internet schauen, sich mit Freunden treffen, das ist für Kinder von Eltern mit körperlichen oder psychischen Krankheiten mit immer so einfach. Oft bleiben sie lieber zu Hause, kümmern sich um den Haushalt, Einkaufen, Wäsche waschen, Kochen, Bügeln, Babysitten. Und manchmal wird aus dem „lieber zu Hause bleiben“ ein „zu Hause bleiben müssen“. In Deutschland geht es schätzungsweise 225.000 Kindern und Jugendlichen so.
Auch wenn Pflegedienste, Pflegekräfte oder erwachsene Verwandte sich einige Stunden am Tag um die Pflege des körperlich oder psychisch kranken Elternteils kümmern, ein Kind ist die meiste Zeit bei seinen Eltern und wird so unwillkürlich Ansprechpartner Nr. 1 für Kleinigkeiten, Routinen oder auch in Notfällen. Neben dem Stolz auf die eigenen (neuen) Fähigkeiten erleben pflegende Kinder und pflegende Jugendliche immerwieder Situationen der Unsicherheit, Angst oder Hilflosigkeit.
Kinder chronisch kranker Eltern
Neben aktuen Krankheiten sind es vor allem chronische Krankheiten oder Krankheiten mit einem lang anhaltenden Leidensweg, z.B. Krebs, Schlaganfall, Niereninsuffizienz (Dialyse), die die Familie (über-)fordert. Während Schulkameraden und Freunde in den ersten Wochen noch verständnisvoll Mitgefühl zeigen, entwickelt sich oft ein Feedback von Genervtheit, Unverständis oder Mobbing. Denn den meisten Schulkameraden fehlen einfach noch die nötigen Lebenserfahrungen, um angemessen reagieren zu können.
Leider verschlechtert sich der Verlauf von chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankungen der Eltern schleichend, so dass den Kindern auch kein Ende des Tunnels vor den Augen erscheint.
Kinder psychisch kranker Eltern
Erleben Kinder ihre Eltern mit neurotischen Störungen, z.B. Ängste oder Zwänge, geraten die Kinder der psychisch kranken Eltern in die Zwickmühle. Die Eltern leiden unter Ihrer Krankheit. Kinder können nicht immer von normalem Verhalten und krankem Verhalten unterscheiden und eignen sich unbewusst krankheitsähnliche Verhaltensweisen an. Die Eltern erkennen diese „falschen“ Verhaltensweisen wieder, denn in der Regel besteht bei den Eltern eine Krankheitseinsicht. Oft machen sich psychisch kranke Eltern dann Vorwürfe, die die Kinder intuitiv spüren und erkennen, dass ihr gut gemeintes Verhalten falsch am Platz war. In vielen Fällen kann dies zu einer regelmäßigen Selbstunsicherheit, vielleicht sogar Ängsten oder Zwängen beim Kind selbst führen.
Auch wenn Mama oder Papa an Depressionen leidet, benötigen Kinder eine entsprechende Untersützung, um sich frei von Sorgen oder Ängsten weiterentwickeln zu können.